Störungsbilder

Wir untersuchen, beraten und behandeln Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schluckstörungen.

Sprachstörungen

Störungen auf der Lautebene:
Die Störungen können die Anzahl der Laute und die Regel ihrer Kombination zu Wörtern betreffen. In einem Fall z.B. wird der Laut /g/ durch das /d/ ersetzt („Gabel“ wird zu „“Dabel“), im anderen Fall werden Laute ausgelassen („Brille“ = „Bille“).
Solche Störungen nennt man phonologische Störungen.

Störungen im Wortschatz:
Dies kann den Umfang des Wortschatzes, aber auch die Merkmale der einzelnen Wörter betreffen. Ist der Wortschatzumfang eingeschränkt, ist dies beispielsweise daran zu erkennen, dass notwendige Wörter wie Nomen (wie „Auto“), Verben (wie „laufen“) oder Adjektive (wie „schön“) fehlen und stattdessen häufig Wörter wie „Dings“ vorkommen. Ein anderes Problem kann auch sein, Wörter in einen Zusammenhang zu bringen (z.B. Hund und Katze dem Begriff „Tier“ zuzuordnen).
Dies sind Beispiele für lexikalische Störungen.

Störungen der Grammatik:
Sowohl Wörter als auch Sätze können betroffen sein. Beispielsweise wenn Endungen an Wörtern fehlen oder nicht korrekt sind. Auch kann es sein, dass Verben nicht richtig gebeugt werden („Du gehen…“). Bei Problemen korrekte Sätze zu bilden, zeigen sich Auslassungen oder Umstellungen („Anna kurze Haare hat“).
Diese Störungen heißen morphologisch-syntaktische Störungen.

Aphasie:
Aphasie ist eine Sprachstörung, die nach folgenden Grunderkrankungen auftreten kann : Schlaganfälle, Schädel-Hirn-Traumata, Hirntumore, Hirnoperationen, Degenerative Erkrankungen (z.B. Alzheimer) oder Cerebrale entzündliche Prozesse. Eine aphasische Störung kann sich auf das Verstehen, Lesen, Schreiben und Sprechen auswirken.

Sprechstörungen

Störungen der Artikulation:
Damit werden Schwierigkeiten beschrieben, einen Laut richtig zu bilden. Die bekannteste Form ist das „Lispeln“ (der „Sigmatismus„), bei dem die Zunge bei der Artikulation des Lautes /s/ zwischen die Zähne rutscht.

Dysarthrien:
Von Dysarthrien spricht man, wenn die Verarbeitung des Sprechens im Gehirn gestört ist. Die Beweglichkeit der Lippen und der Zunge ist eingeschränkt, was zu einer undeutlichen Aussprache führt. Gleichzeitig kann ein vermehrter Speichelfluss auftreten, die Stimme verändert und/oder die Atmung beim Sprechen eingeschränkt sein.

Redeflussstörungen

Stottern:
Stottern äußert sich in Form von unfreiwilligen Wiederholungen von Lauten und Silben („Babababall“) sowie als Dehnungen („Fffffisch“) oder Blockierungen von Lauten (stummes Verharren vor oder in einem Wort, wobei Zeichen von Anstrengung sichtbar oder hörbar sein können: „—Tisch“). Auch wenn ein stotternder Mensch genau weiß, was er/sie in diesem Moment sagen will, verliert er/sie dann die Kontrolle über den Sprechablauf. Unbewusst werden verschiedene Strategien entwickelt um solche Symptome zu kontrollieren.

Poltern:
Durch eine phasenweise überhöhte Sprechgeschwindigkeit mit Auslassungen und Verschmelzungen von Lauten, Silben oder Wörtern („zum Beispiel“ wird „Zeispiel“) ist die Verständlichkeit des Gesprochenen beeinträchtigt. Zusätzlich kommen Satzabbrüche, Umformulierungen und Floskeln sowie stotterähnliche Redeunflüssigkeiten vor, so dass trotz des Eindrucks von hoher Sprechgeschwindigkeit oft nur wenig Inhalt vermittelt werden kann.

Stimmstörungen

Organische Stimmstörungen:
Als organische Stimmstörungen werden Erkrankungen bezeichnet, bei denen es zu einer organischen Veränderung im Bereich des Stimmapparates kommt (u.a. Knötchen, Entzündungen, Ödeme, Veränderungen durch Unfälle oder Operationen, Lähmungen oder Teilentfernungen der Stimmlippen). Die Stimme ist dann meist sehr heiser und kann teilweise oder komplett ausbleiben, außerdem kann es zu Doppeltönigkeit kommen oder zu starker Behauchung, abhängig von der Ursache und dem Ausmaß der Störung.

Funktionelle Stimmstörungen:
Bei funktionellen Stimmstörungen ist das Schwingungs- und Schließungsverhalten der Stimmlippen gestört. Diese Art der Stimmstörungen kommen meist bei Berufssprechern (wie z.B. Lehrern, Erziehern usw.) vor. Ursachen von funktionellen Stimmstörungen können falscher bzw. ungünstiger Stimmgebrauch, ungünstige Körperhaltung, Überlastung der Stimme (zu viel und zu lautes Sprechen), Umweltbelastungen (Sprechen in zu trockenen Räumen) und/ oder psychische Belastungen (Stress) sein. Wenn funktionelle Stimmstörungen nicht behandelt werden, können sekundär organische Stimmstörungen (Knötchen) auftreten.

Hyper- und hypofunktionelle Störungen:

  1. Bei einer „hyperfunktionellen Stimmstörung“ ist die Stimme heiser, rau, gepresst, angestrengt und ermüdet bei Belastung. Sie kann zu tief, aber auch zu hoch sein. Die Körperspannung ist meist erhöht (vorallem im Schulter-Nacken-Kiefer-Bereich), es besteht eine Hochatmung und beim Sprechen meist eine Schnappatmung.
  2. Die „hypofunktionelle Stimmstörung“ zeichnet sich durch eine heisere, schwache und behauchte Stimme aus. Die Artikulation ist meist undeutlich. Die Körperspannung ist unterspannt und die Atmung eher flach.

Es können auch Mischformen von hyper- und hypofunktionellen Stimmstörungen vorkommen.

Rhinophonie (Näseln):
„Näseln“ (nasaler Stimmklang)  kann organisch (z.B. bei Lähmungen des Gaumensegels, bei Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten) oder funktionell bedingt sein kann. Es wird zwischen offenem Näseln (beim Sprechen entweicht zu viel Luft durch die Nase, da das Gaumensegel nicht vollständig abdichtet), geschlossenem Näseln („Stockschnupfensprache“: es entweicht keine Luft durch die Nase) und gemischten Formen unterschieden. Hierbei treten in der Folge auch Veränderungen der Artikulation (Rhinolalien) auf.

Psychogene Stimmstörungen:
Eine psychogene Stimmstörung kann sich in ihrem Klangbild hyper- oder hypofunktionell äußern. Meist spiegelt sich der auffällig heisere und angestrengte/ kraftlose Klang der Stimme nicht demgemäß im ärztlichen Untersuchungsbefund. Ursache der Stimmveränderung sind psychische Beeinträchtigungen. Die Stimmstörungen kommen meist in Kombination mit anderen psychischen Störungen vor oder z.B. auch als psychogene Aphonie (völlige Stimmlosigkeit) nach einem traumatischen Erlebnis oder Schock. Hier erfolgt meist in erster Linie eine psychologische Betreuung und ggf. eine logopädische Mitbehandlung.

Schluckstörungen

Organische Schluckstörungen:
Schluckstörungen können durch neurologische Erkrankungen wie z.B. multiple Sklerose oder durch Störungen der Hirnfunktionen nach Unfällen auftreten. Wesentliche Merkmale sind Veränderungen der Beweglichkeit von Muskeln und/ oder Beeinträchtigungen im Bereich der Wahrnehmung (Sensibilität) von Mund- und Schluckmuskulatur. Durch gestörte Nervenaktivität kommt es zu Schwierigkeiten bei der Koordination des Schluckvorganges. Viele Patienten zeigen Lähmungen, durch die sie den Mund z.B. nur schwer schließen können, oder es gelingt ihnen nicht, die Nahrung ausreichend zu zerkleinern. Andere Patienten, die Probleme nach operativen Eingriffen im Kehlkopf- oder Mundbereich haben, können nur verbliebene Muskelstrukturen für die Nahrungsaufnahme verwenden. Betroffene verschlucken sich oft und nicht immer können sie ausreichend husten, um ihr Schluckproblem zu lösen.
Organischen Schluckstörungen liegen sehr unterschiedliche Bewegungsprobleme zu Grunde. Manchmal zeigt sich eine eher kraftlos wirkende, wenig aktive Muskulatur, manchmal besteht eine sehr angespannte, zu hohe Muskelaktivität.

Funktionelle Schluckstörungen:
Diese Schluckstörungen kommen bei Kindern vor, die ein frühkindliches Schluckmuster im Verlauf der Entwicklung nicht durch ein normales Schluckmuster wie bei Erwachsenen ersetzen. Diese Kinder fallen dann oft beim Kieferorthopäden auf, wenn die Zahn- bzw. Kieferentwicklung überprüft und korrigiert wird. Beim Schluckvorgang zeigen die betroffenen Kinder ein ungünstiges Schluckverhalten, die Zunge wird dabei zu stark gegen die Zähne gepresst, wobei die Zähne durch diesen Druck evtl. verschoben werden können. Ein solches Schluckverhalten entsteht auf der Basis eines muskulären Ungleichgewichtes, d.h. manche Muskeln der Gesichts- und Schluckmuskulatur sind sehr aktiv, andere zu wenig. So fallen die Kinder z.B. dadurch auf, dass ihr Mund oft aufsteht (zu geringe Kiefer bzw. Lippenaktivität) und dass ihr Kinn beim Schluckvorgang gekräuselt aussieht (zu starke Aktivität des Kinnmuskels).